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Freiwilligendienst in Tansania – Teil I

| Laura Hinze | Aktuelles

Laura und Paulo Nach dem Abitur für einige Monate lang in Afrika arbeiten und leben – diesen Plan fasste ich vor gut einem Jahr. Durch ein Stipendium half mir die STRATMANN STIFTUNG, ihn in die Tat umzusetzen.

Ehe ich mich versah hatte ich das Abi auch schon in der Tasche und saß im Flugzeug nach Tansania. Genauer gesagt ging es nach Mwanza, der zweitgrößten Stadt des ostafrikanischen Staates, direkt am Viktoriasee.

Hier erhielt ich die Gelegenheit für insgesamt sechs Monate einen Freiwilligendienst in der Vorschule des „Starehe Children’s Home“ zu leisten, einem Waisenheim am Rande Mwanzas.

Vormittags betreue ich seit nun schon fast vier Monaten einen behinderten eineinhalb-jährigen Jungen, mit dem ich spiele, dem ich vorlese, stehen und laufen trainiere und Ähnliches. Die Anhänglichkeit und Zutraulichkeit der Kinder machen es leicht, sie ins Herz zu schließen.

Nachmittags arbeite ich in mehreren Hausaufgabenhilfegruppen mit Kindern in verschiedenen Altersstufen. Dabei helfe ich ihnen vorrangig bei ihren Hausaufgaben, übe aber mit ihnen auch noch in Fächern oder Themen, in denen sie Schwächen haben oder helfe bei der Vorbereitung für Klausuren – im Prinzip das, was bei anderen Kindern die Eltern am Nachmittag leisten.

Mehr als das brauchen die Kinder aber durch ihren schwierigen Start ins Leben für manches länger, mehr Motivationsanreize und mehr Ruhe. Einmal pro Woche werden Aktivitäten für die Kinder geplant wie basteln, spielen oder singen und tanzen.

Die Arbeit bietet fast jeden Tag neue Herausforderungen jeglicher Art, da die kulturellen Unterschiede natürlich groß sind, doch gerade das gefällt mir an meinem Leben hier – und so bereitet mir die Arbeit auch jedes Mal aufs Neue große Freude.

Besonders die Sprache stellt oft ein großes Hindernis für eine reibungslose Kommunikation dar: die Kinder lernen zwar seit ihrem 3. Lebensjahr Englisch, trotzdem sind ihre Kenntnisse natürlich noch sehr beschränkt und sie sprechen hauptsächlich in ihrer Muttersprache Kiswahili mit mir.

So wurde die Sprache zu einer weiteren Herausforderung, derer ich mich aber gerne stellte und so mittlerweile über einen kleinen, aber schon gut nutzbaren Kiswahili-Wortschatz verfüge.

Laura in TansaniaIn meiner Freizeit erkunde ich ständig weitere Teile Mwanzas, bereise Tansania, treffe andere Volunteers oder lasse mich von meinen tansanischen Freunden in Sachen Kochen, Sprache, Gottesdienstbesuch oder Kleiderordnung unterweisen.

Obwohl ich meine Arbeit bei Starehe genieße, brauche ich doch auch ab und zu diesen Ausgleich. Vor allem auch dadurch, dass viele der Kinder leider sehr schwer zu verarbeitende Erfahrungen in der Vergangenheit hatten, hat man täglich neben den schönen auch sehr belastende Eindrücke zu verarbeiten und braucht den Abstand von der Arbeit.

Das Leben in Tansania allgemein stellt jemanden, der in der Wohlstandgesellschaft Europas aufgewachsen ist, auf die Probe: mehrmals am Tag Stromausfälle, die teilweise mehrere Tage anhalten und auch die Wasserversorgung ist nicht garantiert (ganz Mwanza hat gerade seit fast zwei Wochen kein fließendes Wasser mehr), Frauen haben so gut wie keine Rechte und Männer das Sagen, Kindererziehung ist zumeist gleichbedeutend mit Prügelstrafe, Intoleranz gegenüber dem, was nicht traditionellen Normen entspricht, ist allgegenwärtig.

Laura in TansaniaDas banalste aller Probleme scheint da noch der Verkehr zu sein: Ein System kann man nur schwer erkennen. In der Einmillionenstadt Mwanza gibt es genau eine Ampel! Eine Fahrt in einem Dalladalla (VW-Kleinbusse zum Massentransport) kann Platzangst erregend sein. Vorfahrtsregel: Wer zuerst kommt, fährt zuerst.

Dunkelheit ist die größte Gefahr: keine Straßenlaternen, kaputte Scheinwerfer, dunkle Haut – und eine dementsprechende Unfallstatistik.

All die schwierigen oder negativen Aspekte des Lebens in Tansania machen dessen Bewohner aber mit einer überwältigenden Herzlichkeit, Offenheit und Lebensfreude wett, allen voran natürlich Tansanias jüngste Bewohner, die Kinder. Ich bin gespannt, was in den folgenden zwei Monaten noch an Eindrücken hinzukommt und unglaublich dankbar, dass ich die Chance habe, diese einmalige Erfahrung machen zu können!

Fortsetzung folgt…