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"Das ist das Ultimative!"

| Kay Bartelt | Talentförderung
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Könnte man eine Karriere im Bereich Politik in Öl malen, man würde folgende Farben auf die Leinwand der Vita bringen: Abitur an einem renommierten Gymnasium Hannovers. Leistungskurse in Geschichte, Wirtschaft, Politik und Französisch.

Durch Besuche bei mehreren französischen Gastfamilien wächst der Wunsch nach einem Studium mit Bachelor-Doppelabschluss in BWL. Drei Jahre in Aachen und Montpellier führen zum Ziel.

Fortsetzung der Studien in Glasgow, Schottland. Erster Master. In European Politics. Anschließend Praxiserfahrungen im Europaparlament, im Büro von v. d. Leyen, dem Auswärtigem Ausschuss sowie im Europaausschuss.

Seit Sommer 2016 Besuch des College of Europe auf dem Natolin Campus in Warschau. 130 Studenten aus 34 Ländern erarbeiten sich fundiertes politisches Wissen. Der Lohn wird ein zweiter Master in European Interdisciplinary Studies sein. Dieses Jahr. Was dann folgt, ist noch offen.

Dieser Ausbildungsweg ist das Ergebnis von vielen Überlegungen. Sie wirken sehr gut durchdacht. Da weiß jemand, was er will. Und lässt den Plänen Taten folgen. Das Gemälde zeigt die deutlichen Konturen des ambitionierten Lebenslaufes von Heiko Kolf.

Bereits im Jahre 2010 gereichte es uns zur Kenntnis, dass Heiko ein High Potential ist. Seine Teilnahme am Talentwettberwerb der St.Ursula-Schule wurde mit einer Auszeichnung versehen. Es war nicht die letzte in seinem Leben.

heiko 03In den Semesterferien hatten wir die Gelegenheit mit Heiko zu sprechen. Er erzählt munter von seinen vielfältigen Erfahrungen, die er seit dem Abitur gesammelt hat. Fast jährlich wechselt er den Studienort und sammelt eifrig Abschlüsse. Wir wollen wissen, welche Ziele er hat und wie die letzten Jahre für ihn waren.

Heiko, du hast mit BWL angefangen und bist inzwischen bei der Politik gelandet. Wie kam es dazu?

Ich konnte mich damals nicht zwischen Politik und Wirtschaft entscheiden. Denn die Doppelabschluss-Studiengänge gibt es auch im Politikbereich. Ich habe mich dann einfach für Wirtschaft entschieden, weil dort auch immer Politik mit enthalten ist. Meine Wahl fiel auf Aachen, dort blieb ich zwei Jahre und bin dann ein Jahr nach Südfrankreich in die Partnerschule.

Ich war in Aachen ein bisschen politisch engagiert und konnte die Europawahl 2014 mitverfolgen. Das war der Auslöser. Da habe ich gemerkt, dass mich Politik wirklich interessiert.

Deshalb hast du einen Master im Politikbereich nachgelegt?

Ja, ich habe mir die Masterprogramme in Großbritannien angeschaut und den Studiengang Europäische Politik in Glasgow entdeckt. Dieser dauerte 12 Monate. Ich stand damals vor der Frage, warum ich in Deutschland studieren soll, wenn ich auch in jedem anderen europäischen Land studieren kann. Ob ich in Montpellier, Warschau oder Glasgow bin - der Aufwand für einen Heimatbesuch ist in etwa der gleiche.

In Schottland konnte ich neben dem Studium auch Land, Leute und Sprache besser kennenlernen. Das hat mein Studienleben enorm bereichert. In 2014 fand das Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands statt und in 2015 die Wahl 2015 das Unterhauses. Eine spannende Zeit.

Und aller guten Dinge sind drei?

heiko 01Ja, nach dem Master in Glasgow habe ich erstmal ein wenig Praxiserfahrungen sammeln wollen und mich dann nach einem weiteren Studiengang umgesehen. Das besondere hier in Warschau ist der interdisziplinäre Ansatz, wo auch geschichtliches und ökonomisches Wissen vermittelt wird. Hinzu kommt, dass hier bilingual in Englisch und Französisch unterrichtet wird. Das passte perfekt für mich.

Worum geht es bei deinen Studien?

Wir studieren im 1. Semester alles das Gleiche: Wirtschaftliche Integration Europas, EU-Recht, Osteuropäische Geschichte, und internationale Beziehungen der EU zu ihren Nachbarschaftsstaaten.

Im 2. Semester erfolgt die Spezialisierung. Ich bin in einem Zweig, der die Europäische Union als globaler Akteur behandelt. Ich werde mich spezialisieren in den Bereichen EU-Handel, transatlantische EU-Beziehungen sowie auf Russland und Energiefragen.

Wie ist das Leben auf dem Campus?

Wir sind 130 Studenten aus 34 Ländern und man lernt hier supernette, interessante Leute kennen. Im Wohnheim wohnen neben meinem Zimmer ein Ukrainer, ein Belgier, einer aus Luxemburg, ein Brite und ein Italiener. Beim Abendessen sitze ich dann neben einer Marokkanerin oder jemandem aus Moldawien oder Russland. Da lernt man viele Kulturen kennen und redet über interessante Themen.

Das ist das Ultimative, mehr kann es nicht geben. Wir hocken hier 24 Stunden aufeinander und leben zusammen auf dem Campus. Uns wird sehr viel abgenommen, so dass wir uns komplett auf unsere Aufgaben und Prüfungen konzentrieren können.

Was möchtest du nach deinem Studium machen?

heiko 04Das ist eine gute Frage. Es gibt mehrere Einsatzgebiete, die ich mir vorstellen kann. Zum Beispiel die Arbeit im Bundestag, im Europaparlament oder in einem Ministerium. Darüber hinaus gibt es noch Angebote im Bereich der Kommunikation. Es wird aber nicht einfach werden, weil die Konkurrenz in Brüssel und Berlin relativ hoch ist.

Für mich wäre auch der private Sektor interessant, da ich mich hier auf dem Campus in Polen hauptsächlich auf das Thema Energiesicherheit im Gasbereich spezialisiere. Da kämen Aufgaben im Bereich der Public Relations oder der Unternehmensstrategie infrage.

Ein Promotionsstudium steht also nicht an?

Ein Doktor hat sich jetzt erstmal erledigt, weil alle Anmeldungsfristen im Januar ablaufen und ich die Vorbereitungen momentan zeitlich nicht schaffe. Ich will anschließend auch mehr Arbeitserfahrung sammeln, vielleicht für eine internationale Organisation oder für einen Abgeordneten arbeiten und dann werden sich schon weitere Möglichkeiten geben.

[Anmerkung der Redaktion: Die STRATMANN STIFTUNG und der Rotary Club Hannover-Leineschloss haben sich an der Finanzierung des zweiten Masterstudienganges beteiligt.]